1812

 

Eilig ging ich einst im Walde um,
Und hörte fern ein Donnergrollen.
Als Entsetzen schon das Herz erklomm,
Fand ich, dass ich hatte suchen wollen.

Und viele Flaggen in dem Winde wehen,
Und Eisen das da glänzt und blinkt.
Männer, Rösser die zum Elend Ende gehen.
Da sah ich wie der Tod zu mir herüber winkt.

Schon griff nach mir die kalte Hand,
Und jäher Schrecken kroch in mir empor.
Ein Schlachtfeld, Hölle wird es wohl genannt,
Und in meiner Brust das Herz erfror.

Ein Leben hier, ein Leben da bei diesem Totentanz.
Und meine Seele sollt ihm wohl gehören.
Umtanzt auch mich, umgarnt mit seinem Satansschwanz.
Die Hitze sengt und sticht, die Toten lassen sich nicht stören.

Da kam ein Licht, der Hoffnung gleich und berührte mich.
Nicht größer als ein Schmetterling. So zart und gnadenvoll.
Der Teufel kreischt und schreit und windet sich.
Meine Kameraden kommen, sie retten mich! Wie ich s wohl danken soll?

Noch einmal seh` ich dann zu ihnen auf.
Und Tränen fallen auf mein Gesicht.
Wir alle sterben heut zu Hauf.
Wie sterben. Die Beresina unsre Leben bricht.

Zu Haus erfährt nun niemand mehr,
Was einst mit uns geschah.
Wohin ist nur dies schöne Heer.
Das meine Augen einstmals sah.

Verschwunden in einem fremden Land.
Legenden haben uns eingefangen.

Die große Armee ist niedergegangen

Und ihre Adler im Schnee man fand.

 

Christian Schütz (Courtaux)

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