Das französische 9te Leichte Infanterie Regiment im Herbstfeldzug von 1813
Ein kurzer historischer Überblick
von Olaf Schaubs
Im Juni 1813 war es zwischen dem französischen Kaiser Napoleon I. auf der einen und den verbündeten Preußisch-Russischen Truppen auf der anderen Seite zu einem Waffenstillstand gekommen. Beide Heere hatten im ersten Kräftemessen, noch stand das Kriegsglück auf Sei-ten der Franzosen, enorme Verluste an Menschen und Material erfahren und wollten nun die geschrumpften Reihen ihrer Regimenter wieder auffüllen. Dem noch siegreichen Kaiser der Franzosen kam dieser Waffenstillstand sehr gelegen, weil er seinen zum großen Teil noch sehr jungen Soldaten, die sich wie altgediente Veteranen geschlagen hatten, die dringend er-forderliche Ruhe brachte. Außerdem rechnete er in den nächsten Wochen mit Verstärkungen aus der Heimat. Auf der Seite der Verbündeten sah es nicht anders aus, auch hier hatten sich die Truppen tapfer geschlagen, trotz der verlorenen Schlachten bei Lützen und Bautzen war man sich des Sieges sicher. Außerdem rechnete man mit dem Kriegseintritt der Österreicher und Sachsen auf die Seite der Verbündeten.
Nachdem man sich auf einen 2monatigen Waffenstillstand geeinigt hatte, wurden am Abend des 1.Juni 1813 dann sämtliche Kampfhandlungen eingestellt.
Auf Seiten der Franzosen und ihrer Verbündeten, Sachsen hatte sich nach einer kurzen Aus-zeit wieder der fränkischen Sache angeschlossen, liefen alle organisatorischen Fäden in der Hand des Kaisers zusammen. Er hatte seine angeschlagenen Corps wieder auf eine Stärke von ca. 350.000 Mann gebracht. Davon standen 40.000 Mann unter Marschall Davout in Ham-burg, 70.000 Mann unter Marschall Macdonald in Schlesien und 64.000 unter Marschall Oudinot im Feld. Das 9te Leichte Infanterieregiment (9e légère) gehörte mit seinem 3.und 4. Bataillon dem III.Corps unter Marschall Ney an, sein 6.Bataillon war als Reserve dem XIV. Corps unter Marschall St.Cyr zugeteilt.
Ende August begannen die Kampfhandlungen aufs Neue. Der Österreicher Fürst Schwarzen- berg, Oberbefehlshaber der Verbündeten, überschritt am 22.August in 4 Kolonnen das Erz- gebirge. Dresden war nur von schwachen Kräften besetzt, Napoleon selbst befand sich noch in der Lausitz und so wurde die sächsische Hauptstadt als Versorgungsstützpunkt der Fran- zosen zum Hauptangriffspunkt gewählt. Hier stand nur das XIV.Corps unter Marschall St.Cyr und etwas Kavallerie in einer Gesamtstärke von ca. 30.000 Mann den anrückenden 200.000 Soldaten der Verbündeten gegenüber. Man hatte zwar seit dem Frühjahr die desolaten Befes-tigungsanlagen von Dresden durch Anlegen von Feldschanzen, befestigten Werken, Wällen, Palisaden und Gräben in einen ziemlich guten Verteidigungszustand gebracht, wäre aber allein diesem Ansturm nicht gewachsen gewesen. Trotzdem wurden in der Nacht von 22.zum 23.August, als man vom Anmarsch der Verbündeten erfuhr, die Befestigungen rechtzeitig be-setzt. Der Kaiser, von der kritischen Lage seiner Truppen in Dresden informiert, gab seinen Plan auf, bei Pirna die Elbe zu passieren und die Böhmische Armee zu umfassen, um sie ins Erzgebirge zu werfen. Er fasste in aller Eile seine nächsten Corps zusammen und in einem Gewaltmarsch von 120 Kilometern in 3 Tagen hoffte er, rechtzeitig zum Entsatz seiner Trup-pen in Dresden zu erscheinen.
Das XIV.Corps, zu dem das 6.Bataillon 9e légère in der 42.Division Dupas gehörte, und das zum Großteil aus Rekrutenregimentern bestand, begann seine ersten Kampfhandlungen am 22.August bei Pirna, etwa 8 Kilometer südöstlich von Dresden. Hier wurde es von russischen Truppen unter General Wittgenstein zwar geschlagen, aber den Verteidigungstruppen in Dresden die Möglichkeit gegeben, die letzten Vorbereitungen zu treffen. Das Bataillon hatte hier nur leichte Verluste zu beklagen, Leutnant Féa wurde verwundet.
Die ersten Verbände der Verbündeten erreichten am Morgen des 23.August die Höhen und Vororte süd- und südwestlich von Dresden. Statt sofort zum Angriff überzugehen, ordnete Schwarzenberg zuerst seine Truppen. Erschwerend kam noch hinzu, dass sich die 3 Monarch- en der Verbündeten im Hauptquartier aufhielten und dem armen Fürsten überall ins Hand-werk pfuschten. Das führte dazu, dass die Verbündeten in der Folge hier bei Dresden den sicheren Sieg verspielten. Es unterblieb ein zügiger Angriff am 24. und am 25.August. Am 26., dem ersten Kampftag, verlief der Angriff äußerst lahm, obwohl das gegnerische XIV. Corps unter St.Cyr anfangs alleine kämpfen musste. Trotz einiger Teilerfolge war Schwar- zenberg noch nicht richtig vorangekommen, ja gönnte seinen „erschöpften" Truppen sogar eine Pause. Erst gegen 4 Uhr Nachmittags entschloss er sich endlich zum Hauptangriff. Doch da war es bereits zu spät. Inzwischen war Napoleon mit seiner Garde, dem Reitercorps Latour-Maubourg und Teilen des VI.Corps unter Marschall Marmont zur Stelle. Die russ-ischen Angriffskolonnen wurden unter dem Feuer der sofort aufgefahrenen 30 Geschütze der Gardeartillerie vernichtet, die Generale Millesinow und Luckow getötet. Gegen 6 Uhr trat Marschall Mortier mit dem II.Corps der Jungen Garde zum Gegenangriff an und warf die Russen unter Gortschakow auf Striesen. Im Zentrum der Schlachtlinien hatte die 9.preußische Brigade Klüx beim Angriff auf die Schanze am Großen Garten über die Hälfte des Bestandes an Toten und Verwundeten zu beklagen, ohne die besagte Schanze zu erobern. Gegen 7 Uhr abends wurden die Preußen in einem schwungvollen Gegenangriff des 1.und 4.Marineregi- mentes des VI.Corps Marmont zurück geworfen. Das 9e légère hatte es hauptsächlich mit österreichischen Truppen zu tun. Sein 6.Bataillon, ausschließlich aus Rekruten bestehend, die zum Teil noch in der Ausbildung waren, kämpfte in der ebenfalls ausschließlich aus Rekru-tenregimentern zusammengesetzten 42.Division Delmas. Sie verteidigten erfolgreich die Schanze V am Freiberger Schlag. Der Tag endete blutig, besonders aber für die Verbündeten, die ihre anfängliche Übermacht nicht zu nutzen in der Lage gewesen waren. Nun zogen sie sich nicht etwa zurück, sondern lieferten am nächsten Tag eine zweite Schlacht. Im Zentrum focht das XIV.Corps St.Cyr (9e légère dabei) und das VI.Corps Marmont mit den Preußen von der 12.Brigade unter Prinz August um den Besitz des Dorfes Leubnitz. Die Entscheidung fiel durch das in der Nacht angelangte II.Corps unter Marschall Victor, der die Österreicher unter Prinz Liechtenstein schlug. Die Kavallerie unter General Latour-Maubourg schnitt den auf der Freiberger Straße zurück gehenden Österreichern den Rückzug ab, so dass sich die Divisionen Liechtenstein und Metzko, sowie die Brigaden Mumb und Czollich ergeben mussten. Insgesamt büssten die Verbündeten bei Dresden etwa 10.000 Tote und Verwundete, 13.000 Gefangene, 40 Geschütze und 15 Fahnen ein. Auf französischer Seite waren etwa 10.000 Mann gefallen, verwundet oder gefangen worden.
Nach diesem Schlag sah es ganz danach aus, als würde Napoleon das Kriegsglück von 1809 erneut winken. Eine Vernichtung der verbündeten Truppen schien möglich. Der Erfolg der nächsten Tage hing nun von General Vandamme und Marschall St.Cyr ab. Vandammes Truppen hatten eine Stärke von ca. 32.000 Mann Infanterie, 3.000 Mann Kavallerie und 2.000 Mann Artillerie. Unterstützt durch die Truppen der Marschälle St.Cyr und Mortier musste der General einen Erfolg ohnegleichen erzielen und damit den lang ersehnten Marschallstab er-halten. In den nun folgen Kämpfen kam auch das 9e légère wieder zum Einsatz, dass bei Dresden nur geringe Verluste zu beklagen hatte. Neben einigen Mannschaften waren der Leutnant Borgially und der Capitain Delahaye verwundet worden.
Vandamme erhielt am 26.August den kaiserlichen Befehl, auf Berggießhübel zu marschieren. Gegen 4 Uhr nachmittags stießen seine Voraustruppen auf die Spitzen des II.russischen Corps unter Prinz Eugen von Württemberg. St.Cyr marschierte in Richtung Dohna, gefolgt vom Corps Mortier. Beide letztgenannte sollten sich vereinigen und zu Vandamme heranrücken. Prinz Eugen von Württemberg gelang es, sich der drohenden Umklammerung zu entziehen und marschierte über Berggießhübel nach Peterswalde und Nollendorf, hart bedrängt von der 5.Division Corbineau und der Brigade Reuß. Diese Truppen drangen am 29.August frühmorgens als erste überraschend in Peterswalde ein und warfen die dort versammelten Fußtruppen Eugens und die Tatarischen Ulanen aus der 1.Kavalleriedivision unter Graf Pahlen III. hinaus. Nur mit Mühe gelang es dem Prinzen, seine Truppen am Nollendorfer Kapellenberg wieder zu sammeln. In dieser Situation erhielt er den Befehl, sich unbedingt auf das Äußerste zu halten, da sonst die in den Engpässen des Erzgebirges steckende Armee ver-loren sei. Es begann die Schlacht bei Kulm.
Außig wurde von den Franzosen besetzt und Vandamme begann vom Nollendorfer Berg aus den Angriff. Er hatte noch nicht alle seine Truppen beisammen, so dass im Moment nur die Brigade Reuß, die Brigade Duvernet, 10 Bataillone der Division Philippon (das 6.Bataillon 9e légère dabei), 4 Bataillone der Brigade Quiot und das 1.Lanzier- und das 16.Chasseur-á-cheval-Regiment ins Feuer kamen. Die Division Philippon eroberte das Dorf Priesten und brachte die Schlachtlinie der Russen ins Weichen, das 6.Bataillon 9e légère griff die dort ste-hende russische Artillerie an und brachte diese in arge Bedrängnis. Mehrere Geschütze wur-den erobert, viele Stückmannschaften nebst ihrem Oberst Tscheremisow niedergemacht. Ge- gen 5 Uhr nachmittags trieb ein Gegenangriff der noch unversehrten russischen Gardebatail- lone die abgekämpften Franzosen zurück. Gegen 6.00 trafen weitere Verstärkungen bei den Russen ein. General Diebitsch erschien mit den Gardeulanen und Gardedragonern und der 1. und 3.Kürassierdivision. Mit diesen Truppen wurde Vandamme am weiteren Vorgehen gehin-dert.
Inzwischen hatten sich die Truppen von St.Cyr und Marmont bei Falkenhagen vereinigt. Statt nun sofort dem deutlich vernehmbaren Kanonendonner entgegenzumarschieren, wurde ein Melder nach Pirna zum Kaiser geschickt, um weitere Befehle einzuholen. Wertvolle Zeit wur-de verschenkt. Napoleon hatte inzwischen von der Niederlage Oudinot’s bei Großbeeren er-fahren und seine Pläne geändert. Er glaubte durch des Generals eigene Meldung, dass Van- damme nur 4.000-5.000 Gegner gegenüberstünden und hielt es daher für ausreichend, ihm die Leichte Gardekavallerie und die Divisionen Roguet und Decouz von der Jungen Garde unter Marschall Mortier zur Verstärkung zu schicken. Er glaubte, damit die Rückzugslinie auf Pirna gesichert zu haben und erwartete von Vandamme, dass sich dieser sofort mit St.Cyr und Mar- mont vereinen würde. Aber Vandamme, noch immer auf den Marschallstab spekulierend und seine Situation völlig verkennend, wollte alles alleine machen. Es sollte sein Untergang werden. Ein böser Zufall wollte es nämlich, dass das preußische Corps Kleist im Rücken Van- dammes erschien. Somit standen dessen 37.000 Mann nun etwa 70.000 Preußen und Russen mit 100 Geschützen gegenüber. Durch die Fehlmeldung des Generals Vandamme, die völlige Unterschätzung seines Gegners, wurde die Böhmische Armee vor der Vernichtung bewahrt und damit dem Feldzug eine entscheidende Wende gegeben.
Am 30.August gegen 7.00 Uhr morgens wurde der Kampf fortgesetzt. Vandamme versuchte mit der Brigade Duvernet den gegnerischen linken Flügel aufzurollen, die Division Philippon (9e légère dabei) stürmte im Zentrum gegen die Russen unter General Miloradowitsch. Der Erfolg war gleich Null, die gegnerische Übermacht zu groß und im Gegenzug griffen öster- reichische Truppen unter General Colloredo den französischen linken Flügel an. Colloredo eroberte die Strisowitzer Höhe und ließ seine Artillerie in die französischen Reihen feuern. Anschließend erfolgte ein allgemeiner Gegenangriff der Verbündeten und im Sturm wurde der Großteil der französischen Artillerie erobert. Um das Chaos, das nun entstand, perfekt zu machen, erschien im Rücken der Franzosen das preußische Corps Kleist. Vandamme hielt es zuerst für das Corps Mortier, musste aber sehr schnell seinen Irrtum erkennen. Trotz der Er- kenntnis, diese Schlacht zu verlieren, behielt der General eine bewundernswerte Fassung und schickte den Preußen die am nächsten verfügbaren Truppen entgegen. Die Kavalleriebrigade Gobrecht attackierte das 7.Schlesische Landwehrregiment in voller Wucht, warf es und eroberte eine halbe reitende Batterie. Die Division Philippon und die Brigade Kreutzer hatten das Dorf Schande erobert und verteidigten es gegen die immer wieder anrennenden Russen. Wie ein Fels in der Brandung hielten diese tapferen Truppen inmitten ihrer zurückflutenden Kameraden aus, von einer Übermacht angegriffen. Das 6.Bataillon 9e légère büßte in diesem Kampf 9 Offiziere an Verwundeten ein, darunter auch der Chef de bataillon Parant und alle Leutnants. Leutnant Pau starb am 10.September 1813 an seinen in der Schlacht empfangenen Wunden. Das fast alle Offiziere des Bataillons verwundet wurden zeigt, dass sie durch ihren Einsatz den Soldaten ein persönliches Beispiel von Tapferkeit gaben. Etwa 70 Mannschaften an Verwundeten und Gefallenen hatte das Bataillon zu beklagen. Diese Kindersoldaten, dass Durchschnittsalter lag bei 18 Jahren, zeichneten sich durch große Tapferkeit aus.
Doch auch für diese Truppen war nun der Zeitpunkt zum Rückzug gekommen. Gegen 2.00 Uhr nachmittags vereinigte sich Colloredo mit den Preußen. General Vandamme war von russischen Jägern gefangen genommen worden. Der einzige Ausweg aus diesem Kessel war der, dass preußische Corps zu durchbrechen. Dies gelang zum Teil, als die Brigaden Reuß und Fésenzac den rechten Flügel des Kleistschen Corps warfen, die Lancierbrigade Montmarie eine Gasse in die Gegner schlug. Dabei wurde die preußische Artillerie überritten und der Großteil der Bedienungsmannschaft ohne Pardon zusammengehauen. Durch die somit in Ver- wirrung geratenen und teilweise zersprengten Preußen gelang einzelnen Truppenteilen der Division Philippon und der Brigaden Reuß und Fésenzac die Flucht. Die Franzosen hatten in der Schlacht von Kulm ca. 5.000 Tote und Verwundete, 9.000 Gefangene, 21 Geschütze, 200 Munitionswagen, die gesamte Bagage, 2 Adler (33e ligne und 4e légère) und 3 Fahnen ein-gebüßt. Der Kaiser war bestürzt, als er von dieser Niederlage erfuhr. Sie war nur ein Glied in der Kette von Niederlagen, die die Franzosen in diesem Feldzug schon erlitten hatten und noch erleiden sollten. Die größte Katastrophe stand Napoleon allerdings noch bevor.
Anfang Oktober 1813 hatte man das 3., 4.und 6. Bataillon 9e légère wieder vereint. Das Kom-mando hatte Major Mauréze, da der Regimentschef, Colonel Dauture, mit dem 1.und 2. Bata-illon in Spanien kämpfte. Die in Deutschland kämpfenden Bataillone des Regimentes waren nun im III.Corps unter General Souham vereinigt, gehörten der Brigade van de Gelder an, die wiederum Teil der 11.Division unter General Ricard war. Das III.Corps hatte hier eine Stärke von 17.168 Mann mit 61 Geschützen.
Teile des 6.Bataillons, die von Kulm zurückgekehrt waren, befanden sich in den Depots von Torgau und Dresden. Das III.Corps wurde nun ersteinmal durch Hin- und Hermärsche un-nötigt erschöpft, indem es am 10.Oktober auf Dessau, am 11. in Richtung Wörlitz und am 12. wieder auf Dessau dirigiert wurde. In der Nacht vom 13. auf den 14.Oktober wurde der Rück-marsch angetreten, am 14. bei Tagesanbruch die Elbe bei Wittenberg passiert, bis nach Kem-berg und am 15. nach Düben marschiert. Am 16.Oktober war das III.Corps im Anmarsch auf Leipzig, die 8.Division Brayer und die 11.Division Ricard marschierten über Seehausen und formierten sich mit der 1.Kavalleriebrigade Devrange vom II.Kavalleriecorps Sébastiani abends bei Mockau. Laut Order des Kaisers sollte das III.Corps den Marschall Marmont bei Lindenthal ablösen, damit dieser nach Wachau marschieren konnte. Marschall Ney, der Ober- kommandierende im Norden der französischen Stellungen, entschied anders. Marmont musste bleiben und sich mit York die furchtbare Schlacht von Möckern liefern.
Die Division Ricard, in der das 9e légère stand, wurde am 18.Oktober zur Verteidigung von Schönefeld herangeführt. Hier hatte Marmont mit seinen arg geschrumpften Bataillonen ge-gen die Russen unter General Langeron (einem französischen Emigranten) gekämpft. Marmonts Lage hatte sich durch die Eroberung Paunsdorfs und das durch den Übergang der Sachsen und württembergischen Kavalleriebrigade Normann zu den Verbündeten erfolgte Zu- rückweichen der Division Durutte derart verschlechtert, dass er gegen 5.00 Uhr nachmittags den Rückzug befahl. Marschall Ney, die wichtige Bedeutung Schönefelds richtig einschätz-end, das den Stützpunkt seiner Stellung bildete und bei Verlust den Verbündeten den Weg nach Leipzig öffnen würde, griff zu seinen letzten Reserven. Die Division Ricard (4.357 Mann und 12 Geschütze) und die Division Brayer, in den zurückliegenden Tagen kaum im Einsatz und bei Möckern und Eutritzsch, ab dem 17. in St.Thekla in Reserve gestanden, kamen jetzt an die Reihe. General Souham erhielt den Befehl, das Dorf Schönefeld wieder zu nehmen. Marschall Ney persönlich führte die Division Ricard vor. Dabei wurden er und der General Souham verwundet. General Ricard übernahm das Kommando und setzte zum Sturm auf Schönefeld an. Langeron’s abgekämpfte Russen mussten weichen, seine Artillerie hatte sich verschossen. Die Division Ricard setzte sich in Schönefeld fest, die Division Brayer brei- tete sich in der Ebene östlich des Dorfes aus. Das Kartätschfeuer ihrer herbeigeführten Ge-schütze zwang den russischen General St.Priest (ebenfalls ein französischer Emigrant) zum Zurückgehen. Die Ironie der Geschichte wollte es nun, dass dem Regiment 9e légère in die-sem blutigen Kampf ein alter Bekannter als Gegner gegenüberstand: Ihr alter Corpschef aus dem Feldzug 1806/07 damals Marschall Bernadotte, jetzt Kronprinz von Schweden. Dieser hatte den kritischen Moment des Kampfes erkannt und ließ erst 60 Geschütze des Corps Wintzingerode, später noch weitere 20 schwedische unter Oberst Cardell auffahren und be-warf seine alten Kameraden mit einem mörderischen Geschoßhagel. Dann gingen Langerons Russen erneut vor, es entbrannte wieder ein furchtbarer Nahkampf. Aus allem Häusern, Höfen, Mauern, Fenstern oder sonstigen Deckungen wurde geschossen, was die Musketen hergaben. Schönefeld stand in Flammen und mitten im heißesten Nahkampf stürzte der Kirch-turm zusammen, die miteinander ringenden unter sich begrabend. Vergebens warf sich der tapfere General Brayer dem Feind entgegen, um die bedrängte Division Ricard herauszuhau- en. Dem verheerenden Geschützfeuer und der von allen Seiten hereindringenden russischen Infanterie vermochten die Franzosen nicht standzuhalten. Die drei Bataillone 9e légère hatten empfindliche Verluste. 6 verwundete Offiziere und ca. 100 tote und verwundete Mannschaf-ten kostete dieser Kampf das Regiment. Gegen 6.00 Uhr abends mussten die tapferen Truppen bis zur Windmühle am Rohrteich zwischen Schönefeld und Reudnitz zurückgehen. Die Divi-sionen Brayer und Ricard büßten in diesen harten Kämpfen ca. 4.500 Mann und 117 Offiziere an Toten und Verwundeten ein. Von allen hier kämpfenden Generalen waren nur noch zwei in der Lage, den Dienst zu versehen. Das verdeutlicht noch einmal mehr den hohen Blutzoll, der hier geleistet wurde.
Napoleon traf bekannterweise, nachdem er einsehen musste, dass die Schlacht verloren war, seine Rückzugsdispositionen. Ihm ging es vor allem darum, französische Truppen zu retten. Daher wurden vor allem Rheinbundtruppen und Polen dazu bestimmt, Leipzig mindestens 24 Stunden zu halten und den Rückzug der Großen Armee zu decken.
Das III.Corps folgte der Alten Garde, die zuerst abrückte, auf der Straße nach Weißenfels. Die tapfere Division Ricard gelangte noch über die Elsterbrücke, bevor diese zu früh gesprengt wurde. Das 9e légère marschierte mit dem III.Corps über Weißenfels, Freyburg, Erfurt und Eisenach nach Hühnfeld. Eine Reihe von Gefechten fanden noch auf deutschem Boden statt und auch an der Schlacht von Hanau, wo die Bayern unter General Wrede geschlagen wur-den, hatte das Regiment im Rahmen der Division Ricard rühmlichen Anteil.